Forschungen haben ergeben, dass vor ca. 400 Millionen Jahren weite Teile Deutschlands, unsere Heimat eingeschlossen, von einem Meer, dem Silurmeer, bedeckt waren. Die von den Festländern in das Meer einmündenden Flüsse lagerten in Ufernähe Abtragungsprodukte ab. Sie wurden sortiert und zwar sanken die gröberen Teile zuerst ab und darüber kamen die feineren Teile zu liegen. Durch die Schwere des Wassers und die unvorstellbar langen Zeiträume wurden die Lockermassen zusammengepresst und zu Gesteinen umgewandelt. In dieser erdgeschichtlichen Zeit des Erdaltertums, dem Silur und dem Devon, bildeten sich in unserer Heimat die Tonschiefer, aber auch Grauwacken, Kalksteine, Kieselschiefer, Quarzite und Diabase heraus.
Die Hauptmasse der Gesteine bildet der Tonschiefer. Er ist von blauschwarzer Farbe, ist sehr weich und zeigt eine deutlich erkennbare Schichtung auf. In der Natur können wir uns an den vielen Aufschlüssen in Steinbrüchen, an Straßen- und Bahndurchbrüchen überzeugen. In den meisten Fällen werden wir feststellen, dass die waagerechte Lagerung von späteren Bewegungen der Erdkruste verändert wurde. Die für den Tonschiefer typischen Abdrücke von Pflanzen usw. finden wir in unserem Heimatgebiet nicht vor. Schuld daran ist die Regionalmetamorphose, die südlich von Wippra, etwa entlang der Kohlenstraße, stattgefunden hat. Diese metamorphe Zone erstreckt sich in einer Breite von ungefähr 7 km und einer Länge von ca. 35 km von Stolberg bis Leimbach entlang der Kohlenstraße.
In dieser Zone stieg glühendes Magma aus dem Erdinneren auf und veränderte durch die ungeheure Hitze die Gesteine in der näheren und weiteren Umgebung der Kontaktzone. Hier liegt auch die Ursache, warum man bei uns vergeblich nach Versteinerungen suchen wird. Wo das Magma bis an die Oberfläche gedrungen und erkaltet ist, steht Diabas (Grünstein) an. Bekannte Steinbrüche befanden sich an den Pferdeköpfen, im Hasselbachtal und an verschiedenen Stellen in den beiden Wippertälern. Dieses feste Gestein fand beim Straßen-, Bahn- und Talsperrenbau Verwendung.
Im Ergebnis der Vorgänge bei der Regionalmetamorphose bildeten sich an einigen Stellen (an der Straße nach Sangerhausen, auch in der Nähe des Sengelbaches) seltene mangansilikatische Mineralien, z.B. Karpholith und Ottrelith heraus, die nur noch an wenigen Stellen auf der Erde bekannt geworden sind und zwar bei St. Hubert an der belgisch- luxemburgischen Grenze, bei Schlaggenwald (Tschechien) und am Ostharzrand. Von den Geschehnissen der jüngeren Erdzeitalter (Erdmittel- und Erdneuzeit), mit der Herausbildung von Steinkohlen-, Kupfererz- und Braunkohlenlagerstätten wurde unsere unmittelbare Heimat nicht betroffen, jedoch kann der aufmerksame Naturbeobachter auf Schritt und Tritt sehen, welchen Einfluss Klima, Wind und Regen auf die Gesteine und diese wiederum auf die Gestaltung der Landschaft haben.
Die Geschichte, Erdgeschichte und Pflanzen- und Tierwelt wurde mit freundlicher Genehmigung aus dem Buch „Wippra im 20. Jahrhundert“ von Fritz Oppermann, Schuldirektor i. R. entnommen.
Zu erwerben bei der Gemeinde Wippra, Anger 3, 06543 Wippra.